Möglichkeiten und Grenzen der
Praxisorientierung des Studiums von

Politologen.

Eine empirische Analyse.
Band 1: Textband, Band 2: Tabellenband, 843 Seiten.
Berlin: Quorum Verlag, 1982.


Politologen - Textband   Politologen - Tabellenband

"Praxisorientierung " ist in dieser Arbeit nicht die Generalisierung subjektiver individueller Eindrücke. Grundlage der Untersuchung sind die Angaben von Berliner Diplom-Politologen (aus den Absolventenjahrgängen 1969 - 1976), die alle "Praxiserfahrung" erworben haben und am besten in der Lage sind, eine derartige Frage zu beantworten.
Zum Verhältnis von Studium und Berufspraxis sind somit (erstmalig) eine Anzahl empirischer Feststellungen möglich, die - obwohl sich keine Patentrezepte ableiten lassen - für Studenten und Dozenten der Politikwissenschaft (und die allgemeine Studienberatung) Orientierungsdaten bieten, an denen es bisher fehlt.
Der Textband (Band 1) ist in sich selbständig und kann auch ohne der Tabellenband (Band 2) verwendet werden.

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Vorbemerkung

Diese Arbeit stellt den Versuch dar, neben dem vorrangigen inhaltlichen Erkenntnisziel auch die inhaltliche Vorgehensweise zu berücksichtigen.

Insbesondere quantitativ empirische Arbeiten fallen nicht vom Himmel, sondern stehen in einem unauflösbaren Zusammenhang mit den zugrundeliegenden Daten (warum, wann, wie sie erhoben wurden), ihrer ,Qualität' (Repräsentativität, Operationalisierung, Verzerrung), der sie betreffenden Population (um ,wen' handelt es sich) sowie der verwendeten Methoden und Verfahren (Art der Datenaufbereitung).

Für die Anwendung ausgewählter Methoden und Verfahren läßt sich stets die Frage stellen, ob diese zulässig sind oder nicht. Da quantitative Daten nie "für sich sprechen", sind sie "zum Sprechen zu bringen" - mit anderen Worten, hinsichtlich der Fragestellung ist eine bewußte Auswahl der zu erhebenden Daten und ihrer Aufbereitung zu treffen, deren Zulässigkeit jeweils zu begründen ist.

In der Beweispflicht steht jedoch nicht der Leser einer Untersuchung, sondern ihr Verfasser. Dieser Nachweis ist insgesamt nur durch die möglichst hohe Transparenz der Bedingtheit der Daten und im Einzelnen durch Erklärung und Erläuterung der Datenaufbereitung und der damit im Zusammenhang stehenden inhaltlichen Aussagen möglich. Eine derartige Vorgehensweise, die davon ausgeht, daß der Leser einer Arbeit ernst zu nehmen ist und eine kritische Auseinandersetzung ermöglicht werden soll, gerät jedoch sehr schnell mit der gängigen Veröffentlichungspraxis in Widerspruch, die normalerweise dem Prinzip huldigt: ,Akzeptiere die Daten oder verwerfe sie!', d.h. es wir mit Glaubenssätzen operiert bzw. Untersuchungen werden danach beurteilt, ob dem Leser die Ergebnisse "in den Kram passen" oder nicht, und "Ergebnisse" werden erst dann als "methodisch unzulässig" kritisiert, wenn sie den eigenen Anschauungen bzw. der verfolgten Politik nicht genehm sind. Dadurch wird die quantitative Basis der Ergebnisse zur legitimatorischen Dekoration, die der Durchsetzungsfähigkeit jeweiliger Interessen dient, da die Ergebnisse ja empirisch festgestellt = Realität seien.

Der Verfasser dieser Arbeit ist dagegen der Ansicht, daß "Realität" ein Konstrukt darstellt, wenn sie von der subjektiven Realisierung der Umwelt absieht und Sozialwissenschaft somit, sowohl in der Aggregation der einzelnen Angaben, wie in der begrenzten Auswahl der erhobenen Variablen und ihrer methodischen Vorgehensweise im Zusammenbringen dieser Fragmente (die prinzipiell das individuelle Beziehungsgeflecht der Angaben in Einzelteile zerlegt. d.h. zerstört) nur den ,Rockzipfel' der "Realität" erwischen kann bzw. allgemeine Zusammenhänge. Bescheidenheit ist also angebracht - wie Selbstbewußtsein, da begründet wird, wie immerhin ein Teil der Realität rekonstruiert wurde.

Entsprechend diesen kurzen Bemerkungen wird in der folgenden Arbeit auch der Versuch unternommen, neben dem inhaltlichen Interesse die methodische Basis der Datenaufbereitung zu verdeutlichen, d.h. methodische Aspekte werden bei ihrem ersten Auftreten berücksichtigt und in den dann folgenden Kapiteln vorausgesetzt.

Methodische wie statistische Kenntnisse werden dabei nicht vorausgesetzt, da ein Ergebnis dieser Untersuchung ist, daß zumindest einem Teil der Leser dieser Arbeit (den Studenten) diese Kenntnisse bisher nicht in ausreichendem Maße vermittelt wurden. Vielleicht kann diese Arbeit ihren Teil dazu beitragen, dieses Defizit auszugleichen.

Aus Gründen der Lesbarkeit und des unterschiedlich detaillierten Interesses besteht diese Arbeit aus zwei Teilen. Der erste Teil ist vorwiegend ein Textband, d.h. der Teil, der die inhaltliche und methodische Argumentation beinhaltet. Der zweite Teil ist ein Tabellenband, d.h. der Teil, der die ausführlichen Unterlagen, Grundauszählungen und Tabellen enthält, die dem ersten Teil zugrunde liegen.

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Wenn ich diese Arbeit auch allein verantworte, so möchte ich an dieser Stelle Gisela Rentrop, Karl-Heinz Hebel, Helmut Wilke und insbesondere Prof. Dr. Gerhard Huber danken, die mit vielen Anregungen und als geduldige Diskussionspartner diese Arbeit gefördert haben.

Schließlich kann ich nur hoffen, daß der Zeitaufwand zur Erstellung dieser Arbeit, die meine Frau und meine Kinder als Verlust ertrugen, sich nicht als völlig sinnlos herausstellen wird.

Berlin, 1979

C. F.


Da die Verlagsausgabe restlos vergriffen ist, ist die Arbeit nur noch über große Universitätsbibliotheken verfügbar bzw. es müsste versucht werden, sie antiquarisch zu erhalten. Im Einzelfall kann ich jedoch auch - zeitlich begrenzt - ein Ansichts- bzw. Arbeitsexemplar überlassen.

 

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